13.05.2020
WDR-Dokumentation wirft einen tiefgründigen Blick auf die Ursachen und Folgen von häuslicher Gewalt.
"Es läuft was schief in Deutschland." sagt die Juristin Dr. Leonie Steinl in der empfehlenswerten TV-Dokumentation "Gewalt gegen Frauen: Verliebt, verlobt, verprügelt" von Daniela Agostini. Noch immer werde häusliche Gewalt viel zu oft als Familienangelegenheit und Privatsache oder auch als "Einzelfall" betrachtet - und eben leider nicht als gravierendes gesellschaftliches Problem.
Die Doku lässt sowohl von häuslicher Gewalt betroffene Frauen zu Wort kommen und ihre Geschichte erzählen, als auch Mitarbeiterinnen von Frauenhäusern und Beratungsstellen sowie Expertinnen aus Wissenschaft und der Justiz. Sie vermittelt Hintergrundwissen zu häuslicher Gewalt, Täter*innenstrategien und beantwortet die Frage, warum für Betroffene der Ausweg aus der Gewaltsituation häufig so schwer ist. Außerdem wird erklärt, warum das Miterleben von häuslicher Gewalt zwischen den Eltern für Kinder eine Kindeswohlgefährdung darstellt.
Gesetzliche Grundlagen zum Schutz vor häuslicher Gewalt, wie das Gewaltschutzgesetz und die Istanbul-Konvention, werden vorgestellt. Gleichzeitig wird problematisiert, dass Gerichtsverfahren und Ermittlungen zu häuslicher Gewalt nach wie vor zu häufig eingestellt werden und die Täter*innen sich eben nicht für ihre Taten verantworten müssen. Die Doku zeigt sehr ehrlich weitere Missstände auf: zu wenig Frauenhausplätze, zu wenig Personal im Hilfesystem, zu wenig Täter*innenberatungsstellen und unterfinanzierte Opferambulanzen. Missstände, die sich durch die Corona-Pandemie teilweise noch verschärft haben.
Es bleibt nicht allein bei der Kritik - politische Lösungsmöglichkeiten für eine bessere Bekämpfung häuslicher Gewalt in Deutschland werden in der Dokumentation ebenso genannt wie konkrete Handlungsmöglichkeiten für von häuslicher Gewalt Betroffene.
Die TV-Doku ist in der NDR-Mediathek noch bis zum 11.05.2021 kostenfrei verfügbar.