24.08.2021
Am häufigsten kam es zu Vernachlässigungen. Psychische Gewalt ist am stärksten gestiegen.
Das Statistische Bundesamt hat in einer Pressemitteilung veröffentlicht, dass die Kindeswohlgefährdungen im Jahr 2020 den höchsten Stand seit Einführung der Statistik im Jahr 2012 erreicht haben. Die Jugendämter haben im vergangenen Jahr bei fast 60.600 Kindern und Jugendlichen eine Kindeswohlgefährdung festgestellt. Das bedeuteten ca. 5.000 Fälle mehr als 2019 und einen Anstieg um 9 %.
Als mögliche Gründe für den Anstieg "im Corona-Jahr 2020" werden neben der zunehmenden Sensibilisierung der Bevölkerung für den Kinderschutz auch Belastungen von Familien infolge der Lockdowns und der Kontaktbeschränkungen genannt. Gleichzeitig sei nicht auszuschließen, "dass ein Teil der Fälle, etwa aufgrund von vorübergehenden Schulschließungen, unentdeckt" und somit im Dunkelfeld verblieben ist.
Laut der Veröffentlichung sei ca. jedes zweite gefährdete Kind jünger als acht Jahre (51 %) und jedes dritte sogar jünger als fünf Jahre (33 %) gewesen. Während Jungen bis zum Alter von 13 Jahren etwas häufiger betroffen waren, galt dies ab dem 14. Lebensjahr für die Mädchen, heißt es darin weiter.
Die Jugendämter verzeichneten verschiedene Gewaltformen:
"Die meisten der rund 60 600 Kinder mit einer Kindeswohlgefährdung wiesen Anzeichen von Vernachlässigung auf (58 %). Bei rund einem Drittel aller Fälle (34 %) wurden Hinweise auf psychische Misshandlungen – beispielsweise in Form von Demütigungen, Einschüchterungen, Isolierung und emotionale Kälte – gefunden. In etwas mehr als einem Viertel (26 %) der Fälle gab es Indizien für körperliche Misshandlungen und in 5 % Anzeichen für sexuelle Gewalt. Mehrfachnennungen waren hierbei möglich."
Das bedeutet, dass manche Minderjährige gleichzeitig von mehreren der hier beschriebenen Gewaltformen betroffen waren. Die vollständige Pressemitteilung vom 21.07.2021 können Sie hier nachlesen.